MUNDO PIXEL


   Die Spannung zwischen Absicht   und Spontaneität

 von Jorge Carla




        Mit einer abwechslungsreichen Farbpalette schildert Carla Geschichten, die an das normale Leben und bekannte Situationen anknüpfen, wobei er besonderes Augenmerk auf alltägliche Verrichtungen legt. Er stellt die gewohnten Sinneseindrücke der Menschen und ihre Beziehung mit der Umgebung in Frage.

In den Bildern des impulsiven Malers beobachtet man einerseits eine starke Spannung; andererseits gibt es aber auch Raum für Ungezwungenheit, Humor und fantasievolle Bildschöpfungen: Wo das Existentielle und die Zerstreuung in erbitterter Dramatik zusammentreffen wie in jenem berühmten Ausspruch Sastres in seinem Werk "La nausea-: "Seit einer halben Stunde vermeide ich, dieses Glas Bier anzuschauen. Ich schaue daran vorbei, oben und unten, rechts und links, aber das Glas selbst will ich nicht sehen." Der instinktive Ausdruck eines gestischen und reflektierten Flusses wird kontrolliert und reflektiert, in Kompositionen von postmoderner Eleganz verwandelt; ausgesuchte Bilder, gewohnte bildliche Konventionen werden in ein persönliches Universum eingearbeitet; rätselhafte Zeichen dringen jäh in die Leinwandwelt ein; unerkannte Anspielungen, treten mit einem Schlag ans Licht.

Das Werk Jorge Carlas ist in den Abgründen der Erinnerung lokalisiert, wo die Abbildung, das bildliche Gedächtnis und der Symbolwert durch das Bewusstsein gefiltert hervorkommen. Die Figuren verschmelzen auf sanfte Weise im Hintergrund und die Aufbringung dicker Farbschichten, die sich mit dünneren abwechseln, verleihen der Komposition durch die unzähligen Geschichten, die jede Szene erstehen lässt, ein lebendiger und heiterer Rhythmus.

Der Künstler vereint mit beeindruckendem Erfolg ein großes kreatives und erzählerisches Können, das perfekt mit seiner alltäglichen Umgebung verknüpft ist, eine beeindruckende Bestimmtheit und Präzision der Festlegung durch Gesten, durch ein scheinbares Chaos von Formen, Objekten, Köpfen, Städten, Sonnen, Zigaretten oder in gegenseitiger Beziehung stehende Kisten und ein unfehlbares Gespür für Farbe, das in der Lage ist, anmutig schwierige Farbkontraste zu tragen. Die Neutralität des ikonographischen Entstehens erzeugt eine lyrische Mannigfaltigkeit, die der der Künstler Strich für Strich sammelt und neu zusammenstellt, eine andere Realität erschaffend, die sich von der Alltäglichkeit und von der allgemeinen ästhetischen Konvention abhebt, aber deren dynamische Spannung zwischen Autobiographie und kollektivem Gedächtnis, Vision und Sprache eine ausgewogene Struktur zwischen Absicht und Spontaneität erzeugt.

Rosa Ulpiano (Übersetzung: Sesam)